Prestige, soziales
Prestige, soziales (social prestige), lat. prestigia „Blendwerk“; auch Sozialprestige. Anerkennung und Wertschätzung einer Person, Gruppe (Mannschaft, Verein) oder Position (Trainer, Sportdirektor) auch sozialer Status. →Bedürfnishierarchie, →Sozialkompetenz
1865 schrieb die „Zeit“, Heiratschancen und Sozialprestige seien gefährdet, wenn Frauen Sport betreiben. Der Vertreter Deutschlands im IOC Ritter von Halt vertrat 1920 noch die Position „Der Kampf gebührt dem Mann, der Natur des Weibes ist er wesensfremd“. Schon längst ist „der dicke Bauch nicht länger das Privileg der wirtschaftlich und politisch Mächtigen und wird als Symbol der Überlegenheit unbrauchbar. An seine Stelle tritt der fitnessgestählte Körper, der im Zuge der Frauenemanzipation nicht länger nur Männern vorbehalten bleibt.“ (Schorb, F. 2010, S.106). Stellung und Anerkennung des Sporttreibenden haben sich in der Gesellschaft geändert, wenn auch das Sozialprestige des Sports in Deutschland gegenüber dem angelsächsischen Raum noch zu wünschen übrig lässt. Das Betrifft auch den Beruf des Trainers, der im Ostblock hoch angesehen war, vergleichbar mit dem eines Lehrers oder Diplomingenieurs. Hierzulande wird der Trainerberuf nicht wirklich als gefestigtes Berufsbild wahrgenommen (Leichtathletiktrainer Czingon, FAZ 14.11.2012).
Sport wird zu einem Teil der eigenen Intensität und spielt damit für die Psyche und im sozialen Leben eine wichtige Rolle (Schütte, 2016, S.183). Die Gründe der Wertschätzung sind so mannigfaltig wie der Sport selbst. Weiß der Freizeitsportler noch durch Körperkult zu überzeugen (bis zum „Sieg des Gluteus über den Geist“), ist Prestige im Leistungssport vorrangig an Erfolg in Einheit mit medialer Darstellung gekoppelt. das betrifft sowohl Medaillen, Tore und Punkte als auch Moral und Normen sportlichen Zusammenlebens (→Fairness). So strahlt der gemeinsam erlebte Erfolg („Wir sind Deutschland!“) auf die Attraktivität des Sports für Massenmedien und Sponsoring aus.
Solange die Automarke das Sozialprestige bestimmt, leben wir in einer kulturellen Wüste (Paul Lüthy 1930* Schweizer Jurist und Literat)
Mehr zum Thema: http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/prestige/11800– Zugriff 24.11.21