Smartphone

11. September 2024 S 0

Smartphone (engl. „schlaues Telefon“.), Mobiltelefon (Handy) mit erweiterter Funktionalität, indem durch Apps die mobile Büro- und Datenkommunikation mit einem einzigen Gerät erfolgen kann. Als „hypermediales Taschenmesser mit 1000 unterschiedlichen Funktionen“ wird das Smartphone zugleich zur Herausforderung von Schule (Sport) und Gesellschaft. Eine repräsentative Befragung der Uni Mannheim (Knop et al. 2015) von 8-14Jährigen und deren Eltern ergab:

  • 48% fühlen sich durch das Handy abgelenkt,
  • 43% haben unüberlegt persönliche Daten preisgegeben,
  • 24% fühlen sich durch die ständige Kommunikation gestresst,
  • 20% führen schulische Probleme darauf zurück,
  • 21% sind auf nicht jugendfreien Seiten gelandet, 15% bemängeln Einbuße im echten Kontakt zu Freunden,
  • 11% waren bereits Opfer digitalen Mobbings oder Ausgrenzung,
  • 8% gelten in dem Sinne als suchtgefährdet.

Die BLIKK-Medienstudie zeigte einen Zusammenhang zwischen einer intensiven Mediennutzung und Entwicklungsstörungen der Kinder, wie Sprachentwicklungsstörungen sowie motorische Hyperaktivität.[1]. Die Eltern sind weitgehend machtlos, verlieren die Kontrolle und sind überfordert. Aber auch für Werktätige sind die Folgen kritisch. So warnt der Medizin-Nobelpreisträger Thomas Südhof vor zu viel Stress durch Smartphones und Überstunden: „Wir sind nie mehr unerreichbar, nie außer Dienst. Per Mail stehen wir quasi minütlich im Kontakt zu unserer Arbeit. Das kann auf Dauer nicht gut sein. Diese Dauerbelastung führt zu chronischem Stress, der den Menschen und sein Gehirn verändert. Dauerhaftes Leben auf der Überholspur kann nicht gutgehen.“ (Interwiev mit „FAZ“ vom 24.02.2016). Zur Nutzung von Handys in der Schule hat Deutschland „dank“ des Föderalismus jedes der 16 Bundesländer seine eigenen Gesetze und Regelungen (https://www.handysektor.de/artikel/was-ist-erlaubt-die-regeln-der-bundeslaender-zu-handys-in-der-schule – Zugriff 11.09.24).

Im Sport erweitert das Smartphone die Kommunikation zwischen Trainer und Sportler, Eltern, Lehrer , z.B. von der Fernbetreuung bei Trainingslehrgängen, der Übertragung der Trainingsdokumentation bis zur Technikschulung mittels Videoübertragung usw. Smartphone-Apps können die Steuerung von Trainingsprozessen im Ausdauersport unterstützen, z.B. durch die Aufzeichnung, Analyse und Interpretation der Herzfrequenzvariabilität. Mittels installierter Sensortechnologien und angewandter Algorithmen können verschiedene sportbezogene Parameter erfasst werden (Düking & Sperlich (2024). Zugleich ergeben sich Herausforderungen an die Erziehung und den Jugendmedienschutz (z.B. →Cybermobbing, Balance zwischen Recherche und Kopieren). Die Kommunikation kann sowohl Training und Wettkampf unterstützen, aber auch zu Mobbing und Schikane besonders gegenüber sportlichen Gegnern verleiten. Die meisten Jugendlichen sind inzwischen „always on“. Ältere Bedenkenträger unter den Trainern können nur noch wählen, ob sie aktiv teilnehmen oder ob die digitale Konservation hinter ihrem Rücken stattfindet. „Ein grundlegendes Verständnis und vor allem eine Diskussion um den sozialen Kontext der Nutzung sind entscheidend, wenn wir der technischen Entwicklung nicht nur hinterherlaufen, sondern sie verstehen und selbstbestimmt nutzen wollen.“ (ebenda, S.6) Aber auch hier zählt: Man muss auch mal Loslassen können. Prominente Trainer haben inzwischen mit ihren Athleten handyfreie Tage vereinbart (z.B. Meilutyte während OS 2012). Wir sollten auch im Tages- und Wochenablauf unserer Sportler (und uns selbst) über handy-freie Zonen nachdenken. Allerdings gibt zu bedenken: 1943 soll der IBM-Präsident John Watson geglaubt haben, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird.“ Zukünftige Forschungsarbeiten sollten darauf abzielen, Interventionen zu entwickeln, um Sportler über die Auswirkungen der Nutzung elektronischer Geräte aufzuklären und ihnen praktische Strategien (z. B. das Setzen von Grenzen, die Planung der Nutzung) für eine gesunde und positive Nutzung an die Hand zu geben (Ong & Chua 2024).

Abb.: Ende der Evolution (Quelle: https://volksbetrugpunktnet.files.wordpress.com/2014/04/ende_evolution.jpg)

 „Was bringt es, 500 Freunde auf Facebook, aber niemanden zum Reden zu haben?“ Jörg Schindler im SPIEGEL 2014

„Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass zu meinen Lebzeiten, die Mehrzahl der Menschen ihr Gehirn außerhalb ihres Kopfes in einem kleinen, flachen Etui mit sich herumtragen würden“ Leserzuschrift von Lutz Zimmermann (DER SPIEGEL 33/2016, S.136)

Mehr zum Thema:

[1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Berichte/Abschlussbericht_BLIKK_Medien.pdf


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