Schlaf
Schlaf (sleep), „Erholungsvorgang des Gesamtorganismus, insbesondere des Zentralnervensystems“ (MEYERS LEXIKON). Schlaf ist ein elementarer Bestandteil der Regeneration des Organismus und unverzichtbar, weshalb Schlafentzug als Folter zählt. So nimmt man an, dass in der ersten Nachthälfte durch Ausschüttung von Hormonen, die Zellen unseres Körpers repariert werden und damit der Alterung entgegengewirkt wird. Defizite an Schlaf können das Immunsystem schwächen. Im Schlaf wird zwischen zwei Typen unterschieden: dem Tiefschlaf, der etwa von 10.00 bis 2.00 oder 3.00 Uhr nachts und dem REM – Schlaf (REM = Rapid Eye Movement), der etwa von 3.00 Uhr bis zum Morgen geht. Beide haben ganz unterschiedliche Funktionen.
Im Leistungssport ist Schlafen immer noch ein Leistungsfaktor, der zu wenig beachtet wird (Deyle 2021). So ist zu beachten, dass der Trainingsumfang nie auf Kosten des Nachtschlafes gesteigert wird. Für KinderKind und Jugendliche werden folgende Schlafzeiten empfohlen: 5-6 Jahre (11,5 Std.), 7-9 Jahre (11 Std.), 10/11 Jahre (10,5 Std.), 12/13 Jahre (10 Std.), 14-16 Jahre (9 Std.). (www.familienhandbuch.de) Dieser Umfang kann meist nur bei Minimierung der Wegezeiten und der schulischen Belastung gesichert werden. Hierzu sind die Eliteschulen des Sports besonders gut geeignet. Hollmann (2005) sieht im Schlaf eine bedeutende Reserve in der weiteren Leistungsentwicklung, allerdings weniger aus Gründen der Erholung: „Der Schlaf hat ganz andere Funktionen:
- nachts alles von den 1013 am vergangenen Tag gewonnenen neuen Eindrücken auszulöschen, die aus der Sicht des Gehirns unerheblich sind.
- die erheblichen Eindrücke so zu ordnen, dass sie über das Kurzzeit– in das Mittelzeit- und Langzeitgedächtnis (→Gedächtnis) eingehen. Das sind die Funktionen des Schlafs. Das gilt für motorische Leistungen für uns im Sport genauso, wie für rein geistige Leistungen. Der Schlaf ist der eigentliche Funktionator des Leistungsgewinns vom vorangegangenen Training“.
Eine Studie in den USA (Mah, 2008) wies nach, dass etwas mehr Schlaf über mehrere Wochen die Leistung, die Stimmung und die Reaktionsfähigkeit bei Schwimmern verbesserte. Im Gegensatz dazu ist mit Leistungs- und Stimmungseinbußen zu rechnen, wenn der Schlaf über mehrere Nächte verkürzt ist (Kölling et al. 2016). →Jetlag. Auch die Lage der Trainingseinheiten im Tagesablauf spielt eine Rolle. So stieg die Prävalenz der Schlafprobleme tendenziell an, wenn Athleten außerhalb der Tageszeit trainierten (Kristjánsdóttir 2024). In zahlreichen Laborstudien wurden positive Effekte des Kurzschlafs auf kognitive und psychomotorische Parameter nachgewiesen. Es werden Phasen unter 30 Minuten empfohlen, die sich gut in den Tagesablauf des Sportlers integrieren lassen (professionelles Training vorausgesetzt). Allerdings ist Regelmäßigkeit das A und O der Schlafoptimierung (Deyle, 2021, S. 120).
Exkurs: Eine Studie bei Spitzenschwimmerinnen (Taylor et al. 1997) zeigte, dass der SW-Schlaf („früher Schlaf“ oder „slow-wave sleeps“) von 31% in der Trainingsphase auf 16% in der Vorwettkampfphase zurückging. Damit wird die Theorie unterstützt, dass das Bedürfnis nach erholsamem SW-Schlaf sich entsprechend physischer Beanspruchung reduziert. Es zeigt sich immer wieder, Schlaflosigkeit ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Die Ursachen liegen also zumeist im Umfeld (Stress, Leistungsdruck) und der Lebensweise. So verursachten Computerspiele signifikant reduzierte Tiefschlafanteile mit verminderter verbaler Gedächtnisleistung (Dworak et al. 2007). Es gilt der Spruch „Ob man gut schläft, hängt davon ab, ob man gut lebt“.
Das Thema „Schlaf“ wird in der Trainingslehre in Zukunft einen weitaus größeren Platz einnehmen. (Hollmann zur Bildungskonferenz 2005)
„Besonders aber gebe man dem Gehirn das zu seiner Reflexion nötige, volle Maß des Schlafes; denn der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.“ Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), deutscher Philosoph
- http://flexikon.doccheck.com/de/Schlaf
- Schneider, F.J. (2013). Schlaf – der ruhige Weg zum Erfolg. Leistungssport 3/2013, 36-43 (https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/iks/open_archive/ls/lsp13_03_36_43.pdf) – Zugriff 12.11.21
- Deyle, H. (2021). Warum Schlafen ein Leistungsfaktor ist. DSTV-Reihe Bd. 46, 117-126
- Forster, S. & Brandts, M. (2024). Mehr Schlaf für ein besseres Gefühl. Swim & more, 6, 26-28. Zugriff am 08.07.2024 unter https://dsv-swimandmore.de/